Ich bin Mitte 40, Pädagogin, habe eine Tochter und in 2020 wurde ich durch Brustkrebs mitten im Leben ausgebremst. Ich liebe Bücher, Musik, Tiere und die Natur. Während meiner Behandlung entstand der Wunsch, meine Erkenntnisse und Erfahrungen zu teilen.
Zum Thema „Haltung“ lohnt es sich in jedem Fall, sich selbst zu reflektieren. Welche Werte liegen meinem Leben zugrunde? Welche Einstellung habe ich zu bestimmten gesellschaftlichen und politischen Themen? Worauf fußt meine Haltung? Gerade am Anfang eines neuen Jahres, wenn alles noch neu, unbeschrieben, weiß, unbefleckt ist, die eigene Haltung zu beobachten. Die Herausforderung für mich ist, als der Haltung auch das passende Verhalten abzuleiten und zu leben. Es ist für mich beispielsweise vollkommen klar, dass ich Ungerechtigkeit nicht mag. Ich habe aber schon in manchen Situationen erlebt, dass ich sprach- und tatenlos Ungerechtigkeit geschehen ließ. Danach fühlte ich mich immer schlecht und merkte, dass ich für meine Überzeugung nicht einstehen konnte, aus welcher Motivation heraus auch immer (z.B. Angst oder Feigheit). Die Tochter meiner Freundin hat in einem Gespräch über ihren veganen Lebensstil erzählt, dass sie sich zum großen Ziel gesetzt hat, Haltung und Verhalten in Einklang zu bringen. Ich versuche nun, es ihr gleich zu tun. Es nutzt nicht viel, eine Meinung zu haben, sich zu echauffieren, sich verbal zu engagieren, aber nicht danach zu handeln. Die Kunst besteht darin, glaube ich, Entscheidungen bewusst zu treffen, im Augenblick, in dem sie gefordert ist, präsent zu sein. Dann gelingt es, die Entscheidung und die dahinterstehende Haltung zu hinterfragen. Fühlt sich gut an für mein Seelenheil! Einen wundervollen Jahresbeginn!
Ich gehe in mich und halte Rückschau auf das Jahr 2020. Für mich persönlich steht seit Silvester 2019/2020 kein Stein mehr auf dem anderen, ich lebe ein komplett anderes Leben, das ich nie erwartet hätte. Ich kann mich noch gut an meine Freundin erinnern, die zum Jahresende 2019 prophezeite, dass 2020 das Jahr der Klarheit ist. Rückblickend kann ich diese Aussage unterschreiben. Nichts, was in meinem Leben unklar oder schwammig war, ist geblieben. Verlust könnte ich als Überschrift für das Kapitel 2020 über meine persönliche Lebensgeschichte setzen. All die Dinge und Situationen, die ich bis dato in der Vergangenheit erfolgreich zur Seite geschoben habe, um mich später mit ihnen auseinanderzusetzen, drangen mit einer Dringlichkeit und Wucht an die Oberfläche, um angeschaut, bearbeitet und entschieden zu werden. 2020 war kein Jahr der halben Sachen und Ausflüchte für mich. In erster Linie wurde ich gefordert, eine eindeutige Entscheidung für mich selbst zu treffen. Ich musste mich urplötzlich um mich kümmern, konnte mich nicht mehr im Außen ablenken, erst durch den Lockdown, dann durch den Krebs. Zum Jahreswechsel nun, beim Bilanz ziehen, fällt mir auf, dass zwar alles anders ist als vorher, aber bei Weitem nicht alles schlechter. Im Gegenteil. Ich gehe tatsächlich bewusst und gestärkt aus 2020 in 2021. Ich mag keine Schwarzmalereien, ich glaube fest an das Gute und freue mich auf ein kommendes Jahr mit spannenden, schönen, traurigen, fordernden, erfüllenden und großartigen Momenten. Wir Menschen leben in einer Dualität, hell-dunkel, schwer-leicht, schwarz-weiss, Arbeit-Freizeit, Tod-Leben… ohne das eine würden wir das andere wahrscheinlich nicht zu schätzen wissen. Wir alle können uns jeden Augenblick für positive Gedanken, ein Lächeln, Liebe, Frieden oder Glück entscheiden. Wie unsere eigene Realität ist, halten wir ausschließlich selber in der Hand, wenn wir diese Verantwortung für uns selbst übernehmen. Es ist eine Frage der Wahrnehmung. Für die Zukunft unseres Planeten halte ich geballte positive Gedanken und Haltungen für das wichtigste überhaupt. Übrigens werde ich im Januar den Selbstversuch Veganuary testen. Halte ich auch für eine gute Sache!
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten empfand ich wirklich eine „Stille Nacht“ am Heilig Abend. Kein Kirchgang, kein hektisches Frühstück, keine letzten Vorbereitungen kurz vor knapp, kein Putzen, Wienern oder Waschen, einfach nur den Baum aufstellen und schmücken und dessen Anblick genießen. Eine kleine unaufgeregte Feier im engsten Familienkreis und das wars! Ich fand es wundervoll und frage mich, warum ich die letzten Feste immer so auf die verrückte Vorbereitung einer perfekten Kulisse fixiert war, anstatt auf das wirklich wichtige gemeinsame Feiern! Zumal ich immer natürlich in meiner Bühne und Kulisse Fehler entdeckt habe, die mich enorm gestört haben, denn irgendetwas widersprach immer meiner Vorstellung! Nun drängt sich mir seit Tagen der Gedanke auf, wie oft ich noch im Leben auf die Requisiten und die Kulisse konzentriert bin anstatt auf das echte, authentische Sein. Im Buch „Das tibetische Buch vom Leben und Sterben“ von Sogyal Rinpoche las ich, dass es eine östliche und eine westliche Faulheit gibt. Die östliche Faulheit beinhaltet Teetrinken und Nichtstun, die westliche Ablenkung durch Aktivität. Beides hält uns davon ab, uns mit dem wirklich wichtigsten auseinanderzusetzen: mit uns selbst. Mein Jahr 2021 wird authentisch, echt und ohne Schnick-Schnack… hoffe ich…
Zu meinem Seelenheil trägt bei, wenn ich aufhöre, alles und jeden in meiner Umgebung zu bewerten. Etwas, das ich in früher Kindheit gelernt habe, im Kindergarten, im Schulsystem, in der Ausbildung stellt sich für mich als hinderlich dar. Zu oft werde ich vom Wichtigsten, von meinem Selbst, abgelenkt durch einen Reiz in der Umwelt, den mein Ego/Geist durch mein inneres Bewertungsraster laufen lässt und abschließend eine zusammenfassende Wertung präsentiert. Ich liebe Selbstversuche. Ich bin unter anderem durch einen Selbstversuch Vegetarier geworden. Nun versuche ich seit Jahren, meinen inneren Rezensor zu kontrollieren und im besten Fall kontrolliert zum Schweigen zu bringen. Dies gestaltet sich aber weitaus schwieriger für mich, als meine Ernährungsgewohnheiten oder mein Konsumverhalten zu ändern. Gestern war ich in der Kirche, weil meine Schwester und Nichte den Gottesdienst musikalisch gestalteten. Diese eine Stunde Stille versuchte ich bewusst, nur dankbar zu sein, meine Umgebung wahrzunehmen und NICHTS DAVON ZU BEWERTEN. Es gelang mir nicht mal in dieser einen Stunde, in der ich mich voll und ganz darauf konzentrieren konnte, völlig. Mein Geist hat mich immer wieder überlistet, hier ein komischer Bart, dort eine interessante Frisur… Eine unglaubliche Herausforderung! Ich habe auch erkannt, dass dies ein so automatischer Reflex ist, dass die Wahrnehmung, dass man wieder in die Falle getappt ist immer etwas zeitverzögert kommt. Ich werde aber nicht aufgeben. Es lohnt sich nämlich hundertprozent, die eigene Energie für sich selber aufzubringen und nicht für anderer Leute Bärte oder Frisuren 🙂
In der aktuellen Zeitschrift Flow gibt es einen Artikel über die Fantasie und unsere Vorstellungskraft und in welcher Art und Weise das Lesen diese stärkt. Das kann ich als Vielleser nur bestätigen. In den unterschiedlichsten Lebensphasen hat mich Lesen und Hörbuch hören immer begleitet und verliert für mich nie seinen Reiz oder seine Wirkung. Ein ganz besonderes Buch für mich in der vergangenen Zeit war „Der Salzpfad“ von Raynor Winn. Ein Ehepaar, das allen Besitz verliert, beschließt den Küstenpfad in Südengland zu bewandern. Mit wenig Gepäck und keiner Perspektive, was danach passieren wird. Der Mann hat eine niederschmetternde Diagnose erhalten, ihm wird abgeraten, sich anzustrengen. Das Paar wandert dennoch einfach los, unter anderem, weil es einfach keine Alternative gibt. Auf ihrer Wanderung erleben und erfahren sie Schönes, Unglaubliches, Schreckliches, Spannendes, tiefe Ängste, Zusammenhalt, gegenseitige Liebe und Fürsorge und bedingungsloses Loslassen. Mich hat diese wahre Geschichte zutiefst berührt. Ein Zeugnis über die Notwendigkeit, das Vertrauen und die Hoffnung niemals zu verlieren oder aufzugeben, es kommt nämlich tatsächlich immer „ein Lichtlein her, wenn du denkst, es geht nicht mehr“! Gerade jetzt, in dieser aufwühlenden Zeit ist es wichtiger denn je, darauf zu vertrauen. Übrigens haben wir ab heute eine unglaublich positive Planetenkonstellation, Jupiter und Saturn kommen sich so nah, dass am 21.12. eine „Stern von Bethlehem“-ähnliche Konstellation sichtbar sein soll. Dieses Phänomen gibt es nur ca. alle 400 Jahre. Ein günstiger Rahmen laut Fachleuten, um die eigene positive Energie zu stärken, das eigene Leuchten zu aktivieren und zu heilen, was geheilt werden darf.
Ich bin übrigens selber schon einmal ein Stück Küstenpfad in Cornwall entlang gewandert. Der Reiz dieser Landschaft ist einzigartig. Ich wünsche mir sehr, noch einmal eine Wanderung dort zu unternehmen.
Ich versuche jedes Jahr, meine Ausgaben in der Vorweihnachtszeit einzuschränken, da ich eigentlich nicht gerne auf der Konsumwelle mitschwimme. Ich erstelle frühzeitig eine Liste der zu Beschenkenden, schreibe Ideen dahinter und nehme mir vor, viel selber zu machen. Heute war ich im Einkaufszentrum (was ich eigentlich nicht gerne mag), ich bin spontan mit meiner Tochter und ihrem Papa mitgefahren, weil sie sich das gewünscht hat und schwupps… fand ich noch schöne Sachen für genau die Leute, für die ich noch nix habe, die genau passen! Nun bin ich dieses Jahr natürlich auch wieder in die Falle getappt und habe viel mehr Geld investiert als geplant, aber ich freue mich heute schon so auf die Geschenkübergabe, dass ich mir denke, es ist jeden Cent wert! Klar könnte man das ganze Jahr über kleine Freuden austauschen, aber den besonderen Glanz und die richtige Atmosphäre dafür erlebe ich in der Advents- und Weihnachtszeit. Es macht unheimlich viel Freude festzustellen, dass man dem anderen etwas Gutes tun kann! Beim örtlichen Fressnapf gibt es die Möglichkeit, einem individuellen Tierheimbewohner eine Freude zu machen. Das hat mich diese Woche übrigens auch sehr berührt und motiviert, da steht dann sowas wie „Opa Waldo wünscht sich eine neue Decke und Leckerlis“ oder „Katze Gusti freut sich über vier Dosen Futter mit Thunfisch“. Da konnte ich auch nicht widerstehen. Ich wünsche allen viel „Freude beim Freudebereiten“ und vor allem die nötige Ruhe und Gelassenheit, in der Pandemiezeit die Advents- und Weihnachtszeit trotz Einkäufen zu genießen!
Gestern war ich mal wieder bei einer Vorsorgeuntersuchung. So wichtig Vorsorge ist, so verunsichert gehe ich in und komme ich aus den Praxen, denn ich werde jedes Mal zurückgeworfen in den Moment der Wahrheit im Mai. In der Zeit zwischen den Vorsorgeuntersuchungen geht es mir gut, ich vergesse dann schon ganz oft meine überstandene Krankheit. Ich werde mit Sicherheit noch cooler werden in den nächsten Monaten und Jahren, aber ich habe heute für mich beschlossen, dass ich meinen eigenen Vorsorge-Weg finden muss, der mich nicht mehr über die Maßen stresst. Ich gehöre zu den Menschen, die von der enorm wichtigen Bedeutung eines Gleichgewichtes von Körper, Seele und Geist überzeugt sind. In diesem Sinne ist für mich wichtig, dieses Gleichgewicht möglichst oft herstellen und halten zu können. Dazu werde ich nun noch stärker mein Bauchgefühl befragen und bei der Entscheidung nutzen, ob ich einen Termin wahrnehme oder nicht. In der ganzen Zeit der akuten Krankheitszeit bin ich nämlich unglaublich gut mit meinem Bauchgefühl klar gekommen. Es hat mich geführt und geleitet, ich hatte Vertrauen, dass alles gut ist und gut geht. Dieses Vertrauen in mich heißt es nun wieder zu festigen, es ist leicht erschüttert durch die ganzen verschiedenen Ultraschalls und Blutuntersuchungen und durch den unterschiedlichen Umgang der verschiedenen Ärzte mit mir als Patientin. Einer schaut besorgt auf den Ultraschallbildschirm, der nächste plaudert über die Leberoberfläche, um die Atmosphäre zu entspannen, die dritte rechnet die Mortalitätsrate im Vergleich zum „normalen“ Menschen vor und man liegt oder sitzt da und will am liebsten alle Sinne verschließen, um nichts mehr wahrnehmen und in die Handlungen und Aussagen interpretieren zu können. Das ist nämlich meistens mein persönliches Ergebnis eines Besuchs in einer Praxis. Ich interpretiere und deute ALLES erlebte, meistens zu meinen Ungunsten. Mein Kopfkino springt an, ich male mir alle möglichen Schreckensszenarien aus und belaste mein Bewusstsein und meine Energie unnötig lange damit. Deshalb google ich ja auch nicht, da mein Schwarzseher-Kanal sowas von offen ist für Bad News. Dies ist auch erst der Fall, seit ich tatsächlich diese Diagnose erhielt, davor war ich überzeugt davon, dass ich nicht krank sein kann! Also auch im Urvertrauen erschüttert. Ich denke, ich übe mich nun täglich im Zurückgewinnen meiner Fähigkeit, mir selber zu vertrauen und beobachte meinen Körper und meine Seele, um herauszufinden, was gut für mich ist. Für mich ein wirklich bewährter und richtiger Weg. Mein eigener Weg.
I´ve been trying to write for my experiment „my own blog“ for a few months now and I was so surprised to get nominated for the „Outstanding Blogger Award“! I didn`t think to be noticed like this right now. Now I have to write in English, another unusual step for me, but I decided to try to do my very best. Thank you Sovely for nominating me, I did a lot of development the last days in blogging!
First I answer Solveys interesting questions:
If there is anything transcendental existing, what is it, you believe in?
I believe in souls of people, who are already gone, guardian angels and a higher intelligence out there!
What is the perfect gift?
For me the perfect gift is, when somebody shares his or her time with me. I think, we all should choose people, we spend time with, very critical, because our time on earth is limited and our energy also. So if somebody chooses me, I feel honoured!
Which favourite tradition do you like to hold on to?
The gorgeous „Saturday Coffee Time“ at my mums house with my family.
Somewhere over the rainbow you find…?
Love and Peace…
Whats your favourite time of the year?
I love every time of the year, because I can find always typical lovely characters in it. At the moment I love this Before-Christmas-Time with all its cookies, secrets and glitter 🙂
Please describe „the right combination“ from your perspective!?
The right combinatin in my perspective is pumpkin, apple, walnuts and feta cheese! Yummy!
Which kind of shoes do you prefer and why?
I prefer Doc Martens because of my warm feet, I like the comfort to wear them, they are waterproof and they look really cool in every moment!
Mein Papa fuhr rund 3000 Kilometer mit seinem Mountainbike von Bayern nach Santiago de Compostela. Zu seinem Reisezeitpunkt war er schon sehr geplagt von der Parkinsonschen Krankheit und nach drei ersten schmerzhaften Tagen, in denen er sein Vorhaben wieder aufgeben wollte, zog er die Radpilgerreise mit gutem Zureden seiner Familie durch. Vor einigen Jahren ist er verstorben und hat eine große Lücke hinterlassen. Er hat uns ein wundervolles Reisetagebuch verfasst, dass nun seit 5 Jahren die Route des Jakobsweges für meine Nichte und mich bestimmt. Wir gehen zu zweit zu Fuß, jeweils ein paar Tage im Jahr, halten uns an jeden Hinweis von meinem Papa, folgen auch seinen (meist ungewollten) Umwegen und versuchen, in den gleichen Unterkünften zu übernachten, die er gewählt hat. Wir lesen seine Aufzeichnungen immer nur so weit, wie wir gedenken zu kommen. Dieses Jahr mussten wir aufgrund der Pandemie unsere gemeinsame Wanderung absagen, aber es gibt bestimmt ein nächstes Mal. Ich habe grob ausgerechnet, dass wir in unserem derzeitigen Tempo in ca. 24 Jahren am Ziel sein werden, aber unser Motto ist natürlich „Der Weg ist das Ziel“.
In jedem Abschnitt unserer bisherigen Reise war mein Papa unglaublich präsent. Wir holen uns wo immer möglich den Jakobsstempel für unseren Pilgerausweis und allein die Vorstellung, dass diesen vor einer Ewigkeit auch Papa in seinen Ausweis gedrückt hat, ist beglückend. Seine Notizen bereichern uns sehr durch sein Auge fürs Detail, er gibt uns wertvolle Hinweise und Wissenswertes über die Geschichte der einzelnen Stationen und Strecken. Wir müssen lachen, weinen, jammern, nachdenken, schweigen, reden und erleben alles wie durch ein Vergrößerungsglas, denn das Wandern steigert stark die Wahrnehmung.
Ohne Vorerfahrung, ohne darüber groß nachzudenken und ohne lang zu planen oder zu trainieren gingen und gehen wir los, unsere Ausrüstung ist eher unperfekt (und meistens viel zu schwer:-)), aber wir kommen immer reicher nach Hause und sind erfüllt von den Eindrücken und Erfahrungen, die wir machen durften. Kann ich jedem nur empfehlen!
Meine Tochter ist 13. Sie steckt mitten in der Phase ihres Lebens, in der sie denkt, sie durchschaut die Welt voll und ganz und ist darüber hinaus größenwahnsinnig und unglaublich cool. Ich hatte Angst, dass meine Diagnose ihr diese Eigenheiten der Pubertät nehmen könnte. Ich hatte Angst, sie wäre übervorsichtig mit mir und würde sich nicht trauen zu rebellieren. Sie fragte mich gleich, nachdem ich von der Mammografie heimkam, ob ich nun Krebs habe, als ich bejahte, fragte sie, was wir denn nun machen werden. Ich antwortete, dass wir den Krebs halt heilen. Die nächste Frage war dann, ob ich denn sterben werde, ein paar Tage später. Ich habe wahrheitsgemäß geantwortet, dass das natürlich auch im Repertoire der kommenden Zeit drin sein könnte. Daraufhin hat sie sich ganz sachlich erkundigt, was dann mit ihr sein wird, wo sie wohnen wird, wo Geld herbekommen kann und wer auf sie aufpasst. Ebenso sachlich habe ich ihr meine Pläne, wie das alles geregelt ist, eröffnet. Am Abend vor der OP, als ich radioaktives Material gespritzt bekam, damit sich mein Wächterknoten nicht vor dem Skalpell verstecken konnte, durften wir dann keinen Körperkontakt haben. Da haben wir dann beide einmal gemeinsam geweint. Das wars dann auch mit offenen Emotionen. Im Krankenhaus telefonierte ich natürlich mit ihr und freute mich über den Spaß, den sie zuhause mit ihren Cousinen hatte. Zurück daheim bat sie mich, erst mal die Wunde nicht sehen zu müssen. Natürlich achtete ich ihren Wunsch, bis ich nach Wochen merkte, dass es okay war.
Ich frage sie manchmal, wie es ihr geht, wie sie mit unserer Situation klar kommt, ob sie vielleicht Hilfe von außen in Anspruch nehmen will. Aber das starke Mädchen macht ganzheitlich den Eindruck, als hätte sie dieses Kapitel schon abgehakt und für sich gut verkraftet. Ich hoffe oft, dass ich nichts übersehe. Ich merke aber, dass sie nicht besonders rücksichtsvoll in ihrem Teenie-Egoismus sein kann, dass sie die Augen verdreht, wenn ich etwas sage oder dass wir Konflikte in Hülle und Fülle haben, die sich um Mithilfe und Tierversorgung drehen. Ganz normal also. Puh, ich dachte nicht, dass ich so dankbar über die Kämpfe mit meinem Pubertier sein werde!
Das Wichtigste im Umgang mit meinem Kind war die Offenheit, Ehrlichkeit und Sachlichkeit. Sie wusste und weiß über alles Bescheid, was sie wissen möchte. So glaube ich, haben wir das beide einigermaßen gut gemeinsam überstanden.