Mir begegnet momentan auffällig häufig in unterschiedlichen Kontexten das Wort „Loslassen“. Bei meiner Yogapraxis, in Zeitschriften und Büchern, in Dokumentationen, in Gesprächen mit Freunden. Das ist in Zeiten einer Pandemie natürlich nicht verwunderlich, da wir ja seit fast einem Jahr trainieren müssen, unsere alten Gewohnheiten, Erwartungen und Leben loszulassen, weil sie in der gewohnten Form im Moment nicht umsetzbar sind. Ich hatte in der Vergangenheit schon ein paar Mal die Ehre, sterbende Menschen zu begleiten, was ich als unglaublich wertvoll für mein eigenes Leben erachte. Ich habe den Moment des Loslassens der jeweiligen Person als sehr befreiend und friedlich erlebt. In meiner momentanen „Bibel“, dem „tibetischen Buch vom Leben und Sterben“ kann man den Rat nachlesen, alles um sich herum als vergänglich zu betrachten, nichts festhalten zu wollen oder sich an etwas zu klammern. Den Rat anzunehmen und zu beherzigen klingt für mich wie eine große Herausforderung und ist es auch. Eine Bestandsaufnahme über die Dinge, an die ich mich „klammere“, ist ein sinnvoller erster Schritt für mich, in schriftlicher Form versteht sich, weil Schreiben meine Leidenschaft ist. Nun gelingt mir gedanklich vermeintlich relativ einfach, mich von materiellen Dingen unabhängig zu sehen. Um ein vielfaches schwieriger fällt mir der Gedanke, dass meine Tiere und vor allem meine Familie und Freunde vergänglich sind und nicht für die Ewigkeit meine Begleiter bleiben. Für mich eine Vorstellung, die ich in kleinen feinen Dosen an mich heranlassen muss, allzu unangenehm ist sie. Ich habe aber im Laufe meines Lebens erfahren dürfen, dass die größten Ängste immer kleiner werden, je öfter man sie durchfühlt. Dazu eignet sich wundervoll die tägliche Meditation, in welcher Form auch immer. Laut buddhistischer Lehre führt das absolute Loslassen-Können zum größten Glück und dazu, das eigene Gehen in der Zukunft annehmen zu können. Für mich ein Training, das sich lohnt!

Danke für den Gedanken und das sehr stimmungsvolle Bild dazu.
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