Heute bin ich untröstlich. Am Morgen habe ich noch sechs gut gelaunte Laufenten aus ihrem Stall entlassen und mich wie jedes Mal über ihre Lebensfreude beim Verlassen ihrer Behausung gefreut. Keine zwei Stunden später erreichte mich dann der Anruf meiner Tochter während der Arbeit. Unser Laufentenmädchen Batman (bei der Namensgebung konnten wir noch nicht erkennen, dass sie ein Mädchen ist) wurde überfahren. Das Risiko war mir immer schon bewusst, unsere Enten lieben ihre Freiheit, watscheln zum nahe gelegenen Weiher oder suchen bei Nachbarn nach Nahrhaftem und machen sich natürlich nicht immer nur Freunde mit ihrem Dasein. Auch vielbefahrene Straßen überqueren sie oft genug arglos. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass ihr Leben lieber kurz und schön, als lang und eingesperrt sein soll. Das, was mir aber heute wirklich unglaublich nahe geht, ist die Art und Weise, wie in einer Zone 30 nahe Kindertagesstätte meine Ente ihr Leben lassen musste und dann noch achtlos auf der Straße liegen blieb. Meine Tochter hat mit meiner Mutter den arg zerschmetterten Körper fassungslos beerdigt. Mich erschreckt die Rohheit, die ich in diesen Vorfall hineininterpretiere. Wir leben sehr ländlich, viele kennen sich und die Enten sind in der näheren Umgebung bekannt wie bunte Hunde. Ich wünschte, ich hätte Batman rechtzeitig von der Straße holen können, bevor noch weitere Autos über sie hinweg rollten. Ebenso wie bei den armen Fröschen, die ich jedes überfahren auf der Straße finde, frage ich mich, ob die Menschen diese überhaupt nicht wahrnehmen oder ob schlicht und ergreifend das Tierleben in so einem Fall keinerlei Bedeutung hat. Batman war ein sehr zutrauliches Tier, da sie durch unsere Hände groß gezogen wurde, ohne Mama, die wollte sie nicht haben. Ihre zwei Geschwister, ebenfalls von uns aufgezogen, trauerten den ganzen Tag um sie und wollten ihr von der Straße aufhelfen. Tiere sind zu Mitgefühl in der Lage, was ist mit uns Menschen nur los?
