Selbstbild – Fremdbild

Ein spannendes Thema! Wie sehe ich mich? Wie nehme ich mich wahr? Und wie sehen mich Mitmenschen und nehmen mich wahr? Unterschiede in der Selbst- und Fremdwahrnehmung sind vollkommen natürlich, nur geht die Einschätzung jeweils manchmal sehr stark auseinander. Besonders fällt mir das auf, wenn ich einen Vortrag halte und unglaublich nervös bin, hinterher jedoch rückgemeldet bekomme, dass man dies bei mir nicht merkt. Ich könnte schwören, dass meine Stimme zittert und mein Gesicht knallrot ist. Man kann mit verschiedenen Hilfsmitteln mehr über seine Außenwirkung erforschen, z.B. mit Spiegeln, Film-, Foto- oder Tonaufnahmen. Es kostet zwar einige Überwindung, sich selber auf diese Art und Weise zu reflektieren, aber alles, was den eigenen blinden Fleck reduziert, ist hilfreich auf dem Weg zur Selbsterkenntnis. Ich kenne eine Dame, die viele Mitmenschen allein durch ihre Ausstrahlung ängstigt. Meist ist sie zynisch, ironisch und ruppig. Sie selbst nimmt sich als fröhlichen, lustigen Menschen wahr, eine, die immer lacht! Faszinierend. Mitmenschen sind ein zuverlässiger Spiegel, wenn man Reaktionen, Emotionen, Energien und Verhalten beobachtet, kann man auch auf die eigene Wirkung schließen. Zu sehr im eigenen Universum unterwegs zu sein ohne Feedback von außen wahrzunehmen, kann zu einer Überbewertung der eigenen Person führen. Die wichtige Reflexion von außen lässt uns Menschen, die wir soziale Wesen sind, uns weiterentwickeln und unser Selbst- und Fremdbild nähern sich immer stärker an!

Einen guten Wochenstart in diese erste Maiwoche!

Projektion

Ich nehme in meiner Umgebung wahr, dass ein hoher Prozentsatz an Konflikten durch Projektion entsteht. Gedanken, Gefühle, Muster oder Verhaltensweisen, die man an sich selber nicht mag oder annehmen kann, nimmt man überdeutlich bei seinen Mitmenschen wahr. Die wahrscheinliche Reaktion auf diese Wahrnehmung ist Ablehnung, oft mündend in einem Konflikt. Was wäre wenn nun jeder Mensch seine eigenen abgelehnten Persönlichkeitsanteile erkennen, reflektieren und bearbeiten würde? Ich könnte mir vorstellen, das Miteinander gestaltete sich friedlicher! Um eigenen Muster und Einstellungen, Haltungen und Prägungen auf die Spur zu kommen, ist Selbstreflexion notwendig, aber auch Reflexion von außen. Unser blinder Fleck in der Wahrnehmung der eigenen Person kann nur in der Interaktion mit dem Außen verkleinert werden. Das ist nicht immer einfach und angenehm, aber je kleiner der blinde Fleck wird, desto weniger tappt man in die selben Fallen im sozialen Miteinander. Gerade in Zeiten einer Pandemie ist die Herausforderung, ein erfülltes, soziales Lebens zu führen komplexer denn je. In der Arbeit mit kleinen Kindern ist Reflexion sozusagen das tägliche Brot. Mein professionelles Ich setzt sich automatisch mit der Frage auseinander, ob ich eigene Anteile in der Interaktion mit Kindern einfließen lasse und deshalb so oder anders reagiere. Mein privates Ich allerdings steht auf einem vollkommen anderen Blatt, da gelingt mir in der Interaktion nicht immer die reflektierte projektionsfreie Aktion und Reaktion. Ich habe mir aber fest vorgenommen, fleissig an meinem blinden Fleck zu arbeiten, ihn zu verkleinern… immerhin schon mal ein fester Vorsatz 🙂