Heute geht es zum ersten Mal seit über einem Jahr für mich mit dem Flieger los! Mein Ziel ist das Land Astrid Lindgrens, Schweden! Jippiiiehhhh, was freue ich mich für ein paar Tage meinen Alltag hinter mir zu lassen! Noch ein Flughafen Frühstück und dann geht’s auch schon los!
Teil zwei der Covid Impfung hat mich die letzten Tage im wahrsten Sinne des Wortes niedergestreckt. Einmal mehr ist mir bewusst geworden, wie privilegiert ich den Rest der Zeit bin, wenn mir nichts fehlt! Mein morgendliches Training mit Hund in der aufgehenden Sonne beglückte mich zutiefst, einfach weil es ohne Schmerz und Anstrengung wieder leicht und unbeschwert möglich war! Ein Grund zum dankbar sein!
Die Mädels ließen sich Zeit, um die Straße zu überqueren. Und es waren ihrer viele. Einigen war die Freude über die Ankunft im Feld deutlich anzusehen, andere waren durch unterschiedliche Einflüsse abgelenkt. Kühe sind Persönlichkeiten und es macht Spaß, ihnen zuzuschauen, auch wenn die „Zwangspause“ mal etwas länger dauert. Entschleunigung schon früh am Morgen:-)
Ich liebe sie, diese wundervollen sonnigen Tage, wenn ich von den unglaublich vielfältigen Stimmen der Vögel morgens geweckt werde, alle Fenster weit offen stehen und das Leben einfach nur leicht ist! Ich höre gerne die Grillen zirpen und erfreue mich am Quaken der Frösche am nahen Weiher. Abends auf der Terrasse essen und, bis es dunkel ist, draußen sein, dafür bin ich unendlich dankbar. Was für ein Glück, den Sommer spüren, riechen, schmecken, hören und sehen zu dürfen!
Meine größte Herausforderung dieser Tage ist das Training mit meinem Hund. Gnadenlos spiegelt die Dame unmittelbar, wenn meine Gedanken abschweifen und ich meine Aufmerksamkeit nicht mehr bei ihr ist. Die Konsequenz, die folgt, ist sofortiges Austesten meiner Grenzen. Ich habe erkannt, dass ich oft gar nicht wahrnehme, dass ich gar nicht mehr im Moment bin. Mein Hund, mein Lehrmeister 😀
Ich durfte vergangene Woche das erste Mal in meinem Leben einer frisch gebackenen Blässhuhnmama bei der liebevollen Fütterung und Pflege Ihrer Kinder zuschauen. Ich war so gerührt, denn diese Vögel brüten mitten im Wasser ganz prominent auf einer kleinen, selbst gebauten Nestinsel. Wie um alles in der Welt überleben diese Vögel diese gefährliche, sensible Zeit? Die Babies einen mich an kleine Aasgeier :-), sind aber so süß in ihrem einerseits hilflosen, andererseits neugierigen Verhalten anzuschauen. Die Füße der Mama fand ich ebenso überraschend und faszinierend, sind diese doch ohne Schwimmhäute! Unsere Natur ist voller Wunder, immer gibt es neue zu entdecken!
Nach insgesamt achtzig Kilometern zu Fuß hat mich mein Alltag wieder. Unfassbar schnell übrigens. Bei der Wanderung konnte ich mich zum Teil nur bei Laune halten, indem ich mir bewusst mental sagte, dass ich immer nur einen Fuß vor den anderen setzen muss. Nicht mehr und nicht weniger. Es gab einige Momente, in denen ich mich einfach gehen lassen wollte, hinsetzen und nicht mehr aufstehen, den Bus oder den Zug nehmen, zur Not war ich sogar bereit zu trampen! Für mich war die Wanderung mehr denn je Sinnbild für mein Leben. Auf und ab, mal einfach, leicht, mal schwer und anstrengend. Eine tolle Erfahrung. Immer wieder!
Die Nacht im Zelt war abenteuerlich, denn es zog ein heftiges Gewitter auf und entlud sich gefühlt direkt über uns. Morgens war es aber erst mal trocken und fröhlich machten wir uns für unseren letzten Tag auf den Weg. Achtundzwanzig Kilometer lagen vor uns, gestern dreißig und nun bin ich zufrieden in der Pilger Herberge. Mittags begann es zu regnen, wir nannten es nieseln, aber irgendwann ließ sich der Starkregen nicht mehr schön reden:-) völlig nass sind wir geworden, auch alles, was wir dabei haben! Die gute Laune ließen wir uns aber nicht verregnen, eine traumhafte Pizza und ein kleines Bier machte kräftig genug für die letzte Etappe. Meine Nichte und ich gehen jedes Jahr ein Stück Jakobsweg Richtung Santiago de Compostela, wie es gerade in unser Leben passt. Ob wir ankommen, wissen wir nie, es ist immer spannend! Morgen fahren wir mit dem Zug heim, ich bin sicher, wir zehren wieder lange von dieser wundervollen Erfahrung!
Die Nacht haben wir unter freiem, wundervollen Sternenhimmel am Weiher verbracht. Nun sind wir schon zwanzig Kilometer von dieser wundervollen Stelle entfernt, trinken wieder ein Bier, diesmal von der Brauerei Pilgrim 😀 und genießen die angenehme Schwere im Körper. Heute wollen wir noch acht Kilometer schaffen, aber alles kann, nix muss! Heute gab es auch den ersten Pilger Stempel für diese Etappe. Fühle mich heute mehr im Flow, das Gehen strengt nicht mehr so an! Prost und schönen Freitag Abend!
P.S. Heute ist meine OP ein Jahr her. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht! Ich bin unglaublich dankbar, diese Tage erleben zu dürfen!