Sie kommt und geht, wann sie will. Sie überfällt mich in Situationen, wenn ich überhaupt nicht damit rechne. Sie fühlt sich schwer, zäh und duster an. Ich wundere mich oft, wenn sie da ist, da doch nun alles in Ordnung ist, ich geheilt bin und dankbar sein kann über meinen ganz persönlichen Weg. Dennoch kommt sie. Und verlangt, dass ich sie Ernst nehme. Ich trauere um den Verlust eines Teiles von mir, über mein vergangenes Leben, das ich so unbedarft nicht mehr leben werde, ich trauere um den Einschnitt, den meine Tochter so jung erleben muss mit all meinen Stimmungen und Begleiterscheinungen, ich trauere um meine nicht genutzten Chancen und Träume, Dinge, die ich vor mir hergeschoben habe, auf später verschoben, die ich vielleicht nicht mehr umsetzen kann. Ich trauere um meine verlorene Unversehrtheit, manchmal fühle ich mich wie ein angeschossenes Reh, das sich im Unterholz versteckt und seine Wunden leckt. Gerade die Trauer ist eine Emotion, die durchlebt werden muss. Laut Elisabeth Kübler-Ross gibt es 5 Phasen der Trauer, die alle individuell verlaufen und unterschiedlich lange dauern (Leugnen, Wut, Verhandeln, Depression, Akzeptanz). Ich bin mit mir selber oft ungeduldig und unbarmherzig, treibe mich an, nun endlich aus diesem Selbstmitleid auszusteigen, das Leben zu genießen, anstatt in Trauer zu versinken. Nur ist das systemimmanent. Die Trauerphasen sind Fakt. Jeder muss auf seine Art durch. Ich übe mich in liebevoller Annahme meiner eigenen Art des Umgangs…
