Die Begleitung geht weiter

Das zweite Treffen im Rahmen dieser Begleitung war für mich sehr berührend.

Nach einer herzlichen Begrüßung ganz ohne Berührungsangst und sehr großem Gefühl des -Seins durfte ich sehr schnell die Bilder der zwei Katzen meines Begleitetem bewundern. Sie hingen bereits an der Wand, obwohl der Umzug ins neue Heim erst kürzlich erfolgt war. Schnell kristallisierte sich heraus, dass eine der Katzen verstorben war. Die andere lebt noch, allerdings war der Prozess des Umzugs so schnell, dass der Aufenthaltsort der Katze dem Menschen nicht bekannt war. Dieser Umstand machte diesen sehr, sehr traurig, was ich sehr gut verstehen kann! Es flossen viele Tränen und ich hörte viele Geschichten über gemeinsame Erlebnisse mit der Katze über die vergangenen gemeinsamen zwölf Jahre!

Mein Mitgefühl war wirklich sehr groß, sowohl für Mensch als auch für Tier!

Ich versuchte schließlich herauszufinden, wo die Katze ein Zuhause gefunden hatte. Nach einiger Recherche hatte ich Erfolg. Ich durfte die Katze nach Absprache besuchen und konnte zu unserem nächsten Termin Neuigkeiten mitbringen!

Dazu mehr das nächste Mal!

Zweite Begleitung

Nicht viel Zeit zog ins Land, dann erhielt ich die nächste Anfrage zu einer weiteren Begleitung.

Die Anfragen werden von Koordinatoren verwaltet. Je nach Kapazität, Wohnortnähe und möglichen Erfahrungswerten sortieren diese Koordinatoren die gestellten Anfragen und erkundigen sich dann ihrerseits bei den ehrenamtlichen Hospizbegleitern, die in Frage kommen.

Ich wurde also angerufen und entschied, diese Begleitung auch zu übernehmen. Der zu Begleitende war ein Mensch mit Krebs im Endstadium ohne Familie.

Zu unserem ersten Termin nahm ich frische Sonnenblumen vom Feld mit und stellte mich vor. Wir kamen sofort ins Gespräch und verbrachten kurzweilige zwei Stunden mit kennenlernen und plaudern.

Die Blumen haben das erste Eis gebrochen, dann war zuhören meine wichtigste Aufgabe.

Ich verabschiedete mich schließlich mit der Vereinbarung, bald wieder zu kommen. In dieser Arbeit macht es wenig Sinn, zu versprechen, wann. Da ich aber gerade Urlaub hatte, plante ich, zeitnah wieder zu kommen. Grundsätzlich geht man mindestens einmal pro Woche zu einer Begleitung. Und das tat ich dann auch… aber mehr beim nächsten Mal!

Eine dankbare Woche

Christine

Die erste Begleitung

Ich wurde gebeten, bei einer Begleitung für eine Kollegin einzuspringen, die schon seit ein paar Wochen einen gemeinsamen Weg mit einem sehr alten, kranken Menschen ging. Ich sagte gleich zu, damit ich den Sprung ins kalte, neue Gewässer nicht zu lange hinausschieben würde.

Absichtslos und etwas aufgeregt machte ich mich also auf den Weg zu dem sterbenden Menschen. Eine direkte Kommunikation war nicht mehr möglich, also setzte ich mich einfach ins Zimmer ans Bett, stellte mich vor und blieb sitzen.

Es fiel mir erst mal nicht leicht, nichts zu tun, sondern einfach nur zu sitzen und sozusagen mit zu warten. Je länger ich aber dort saß, desto mehr kehrte Ruhe und Gelassenheit ein. Ich passte mich dem Atem Rhythmus an und redete im Geist mit dem Menschen, vorwiegend über Fotos, die Angehörige zeigten. Die Gedanken kamen und gingen und es war gut so.

Der Mensch ging, kurz bevor ich meinen zweiten Besuch machen wollte.

Eine sehr kurze erste Erfahrung, dennoch eindrücklich, weil ich das Gefühl hatte, mit meiner Anwesenheit etwas zu bewirken. Da-Sein und Mit-Aushalten, etwas, was ich mir vorstellen kann, mir in einer ähnlichen Situation auch zu wünschen!

Eine wundervolle Woche

Vorbereitung

Es lohnt sich im Leben, den Tod frühzeitig als Teil unseres Daseins anzunehmen.

Am Ende des Lebensweges zählt kein Haben und kein Schein, es zählt nur das Sein und die gute Tat. Die letzte Reise erlaubt keine eigene Entscheidung mehr. Sie ist unausweichlich. Die Frage ist: trete ich sie bewusst und in der Akzeptanz an und den begleitenden Herausforderungen mutig und optimistisch entgegen oder wehre ich mich bis zum Schluss und versperre mich gegen das Unabwendbare?

In meiner Wahrnehmung und Erfahrung ist ersteres gesünder. Meine Mama hat mir das vorgelebt in ihrem eigenen Sterbeprozess. Ihr tiefes Vertrauen, dass alles gut ist und wird, hat mich zutiefst geprägt und beeindruckt. Sie ist eine Heldin für mich, eine Wegweiserin, an die ich mich immer wieder erinnere, ihre Lehre einen festen Platz in meinem Leben hat.

Den Tod ins Leben zu lassen heißt für mich, Erfahrungen mit ihm nicht aus dem Weg zu gehen, hinzuschauen und hinzufühlen, Gedanken an ihn nicht wegzudrücken. Dadurch bekommt man nach und nach eine Ahnung, wie man selber gehen möchte!

Einen wunderschönen Wochenanfang!

Absichtslos

Ein wichtiges Grundprinzip in der Hospizbegleitung ist die Absichtslosigkeit. Dies ist gleichzeitig in meinem Leben ein Gegengewicht zu all meinen anderen Tätigkeiten, bei denen immer ein Ziel, ein Ergebnis zu erreichen ist.

Konkret bedeutet dies, dass man zu einem anvertrauten Menschen im letzten Zyklus seines Lebens geht, ohne einen Plan zu haben. Man lässt sich leiten und führen von dem, was dieser Mensch braucht. Entweder verbal oder durch Mimik und Gestik, aber auch über das eigene Bauchgefühl kann man dies herausfinden. Das kann ein Gespräch sein, es kann Stille sein oder auch gemeinsam Gefühle und Situationen aushalten.

Es ist immer für mich eine besondere Herausforderung, nicht in die Aktion zu gehen, bin ich da doch schon fast konditioniert. Deshalb ist für mich diese Zeit auch sehr lehrreich und wertvoll, denn ich mache völlig neue Erfahrungen und lerne viel über mich selbst!

Dafür bin ich sehr dankbar!

Einen wundervollen Start in die neue Woche!

Christine

Die Frage nach dem WARUM

Gestern auf der Geburtstagsfeier meiner lieben Freundin wurde ich gefragt, warum so ein junger Mensch wie ich (😊naja, liegt im Auge des Betrachters) in der Begleitung Sterbender Menschen tätig sein mag. Für einen Augenblick dachte ich über mich und meine Beweggründe nach, dennoch kam meine Antwort zügig: ich nehme im Lichte des Gehens der Menschen, die mir anvertraut worden sind, vieles im Leben anders wahr. Probleme und Herausforderungen schrumpfen zusammen, immer, wenn ich an die letzten Reisen und Wege der Menschen denke. Eine ähnliche Erfahrung durfte ich machen, als ich mit meiner Heilung des Krebses beschäftigt war. Alles relativiert sich und rückt an seinen Platz in meiner Wahrnehmung! Dankbarkeit und bewusstes (Er-) leben eines jeden Augenblickes und Tages wird möglich und immer selbstverständlicher!

Einen wundervollen Start in deine neue Woche!

Christine

Die Ausbildung zum Hospizbegleiter – ein Geschenk

Ich war schon ein bisschen nervös am meinem ersten Abend der Ausbildung. Da ich erkrankt war, konnte ich am ersten Treffen nicht dabei sein. Die teilnehmenden Menschen hatten mir also schon eines voraus: das erste Kennenlernen!

Mein eigenes Eis brach jedoch schnell in dieser Gruppe, denn die spürbare Energie in dieser Gruppe war so sanft und positiv, dass ich mich wohlzufühlen begann. Die teilnehmenden Menschen sind alle sehr besonders.

Inhaltlich gibt es beispielsweise Techniken zur Kommunikation, Vorsorgevollmacht oder auch die Weitergabe von Erfahrungen mit unterschiedlichen Krankheiten. Verschiedene Referenten sorgen für Abwechslung.

Es gibt regelmäßige Ausbildungsabende und Wochenenden und für mich sehr untypisch ist ☺️, dass ich mich auf jede Einheit freue und trotz meines forderndes Jobs nicht das Gefühl habe, ausgelaugt zu werden. Es fühlt sich nährend an, sich mit diesem Thema in dieser Gruppe auseinandersetzen.

Teil der Ausbildung ist im fortgeschrittenen Aufbauseminar ein Praktikum. In diesem befinde ich mich nun und werde euch an meinen Erfahrungen das nächste Mal teilhaben lassen! Soviel kann ich schon mal verraten: die Ausbildung und das Praktikum sind eine unglaubliche Bereicherung!

Eine schöne Woche!

Christine

Mein Weg zur Hospiz Begleitung

Seit einiger Zeit reifte der Gedanke in mir heran, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Durch meine eigene Erfahrung mit Krebs und einigen Menschen, die aus meinem engeren Umfeld bereits gegangen sind, rückte das Thema Sterben immer mal wieder ganz nah und forderte mich heraus, auch die Möglichkeit meines eigenen Vergehens ins Leben zu lassen.

Früher gelang es mir meistens, den Tod aus meinem Leben auszuklammern, ihn erfolgreich zu verdrängen. Nur hin und wieder klopfte ein diffuses Angstgefühl und Unverständnis („Es soll wirklich einfach alles vorbei sein??“) an die Bewusstseinstür und erschreckte mich zuweilen, bevor ich schnell wieder einen stabilen Deckel über diese Gedanken und Gefühle stülpen konnte.

Jetzt bin ich in einer Lebensphase angelangt, in der diese Bemühungen nicht mehr die richtige Strategie sind. Ich gehe Probleme und Herausforderungen in meinem Leben fast immer proaktiv an, mir gibt es ein sehr gutes Gefühl, selbst tätig sein zu können und nicht „hilflos ausgeliefert in der Falle sitzen zu müssen“. Also nahm ich auch dieses Thema an, wollte mehr darüber erfahren und reflektiert meine eigene Haltung und Meinung bilden.

Ich fing an, mich mit Literatur zum Thema Sterben auseinandersetzen (beispielsweise „das tibetische Buch vom Leben und Sterben“ Oder „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“) und der Gedanke wuchs, Hospizbegleitung zu versuchen. Ich meldete mich im Grundkurs an, beschloss dabei zu bleiben und…. tadaaaaaaa!!!! Ich begleite aktiv nun Menschen auf ihrer letzten Reise.

Jeden Schritt bis dahin habe ich mir wohl überlegt, immer mit dem Wissen, aussteigen zu können, wenn es sich nicht mehr gut für mich anfühlt. Aber das tut es. Und meine Erlebnisse möchte ich gerne teilen!

Bis zum nächsten Mal

Christine

2. Advent

Still war es heute Morgen auf meiner Gassi Runde. Diese wohltuende Stille erfüllte die Morgenstimmung, wenn fast die ganze Welt noch schläft. Nur hin und wieder das Krächzen einer Krähe und der schrille Pfeifton des Bussards auf Mäusejagd. Es ist die Stille, die ich besonders im Advent zu schätzen gelernt habe. Eine Oase der Ruhe, der inneren Einkehr, des Gedankensammelns und -ordnens, um im Alltag bei mir bleiben zu können, mich nicht im Aussen zu verlieren. Und im Inneren Frieden zu erlangen und zu erhalten.

Meine Inspiration an diesem 2. Adventssonntag:

„Utopia taucht am Horizont auf. Ich gehe zwei Schritte darauf zu, und es entfernt sich zwei Schritte. Ich gehe weitere zehn Schritte darauf zu, und der Horizont zieht sich zehn Schritte zurück. So weit ich auch gehe, ich werde ihn nie erreichen. Welchen Sinn hat dann die Utopie?

Ganz einfach: dafür zu sorgen, dass wir weitergehen.“

Eduardo Galeano (1940-2015)

Der Advent beginnt…

und für mich mit ihm ein ganz besonderer Zauber, der jedes Jahr zuverlässig wiederkommt!

Ebenso jedes Jahr im Sommer bin ich zwischendurch wehmütig, kann mir nicht vorstellen, ohne Sonne, Wärme und See auszukommen.

Im Vertrauen bleiben… meine immer wieder kommende Herausforderung, vor allem seit meiner Diagnose, ist auch im Jahreskreis eine gute Taktik, um nicht anzuhaften, um rechtzeitig loszulassen, um die Vergangenheit nicht die Gegenwart verdecken zu lassen!

1.Advent

„Der Vogel hat gesungen.

Die Glocke hat geläutet.

Der Geranie

Auf der Fensterbank

Ist eben gestorben,

Aber Sie

reden einfach

weiter,

Fräulein Schmitt.“

Albert Cullum