Bewerten

Zu meinem Seelenheil trägt bei, wenn ich aufhöre, alles und jeden in meiner Umgebung zu bewerten. Etwas, das ich in früher Kindheit gelernt habe, im Kindergarten, im Schulsystem, in der Ausbildung stellt sich für mich als hinderlich dar. Zu oft werde ich vom Wichtigsten, von meinem Selbst, abgelenkt durch einen Reiz in der Umwelt, den mein Ego/Geist durch mein inneres Bewertungsraster laufen lässt und abschließend eine zusammenfassende Wertung präsentiert. Ich liebe Selbstversuche. Ich bin unter anderem durch einen Selbstversuch Vegetarier geworden. Nun versuche ich seit Jahren, meinen inneren Rezensor zu kontrollieren und im besten Fall kontrolliert zum Schweigen zu bringen. Dies gestaltet sich aber weitaus schwieriger für mich, als meine Ernährungsgewohnheiten oder mein Konsumverhalten zu ändern. Gestern war ich in der Kirche, weil meine Schwester und Nichte den Gottesdienst musikalisch gestalteten. Diese eine Stunde Stille versuchte ich bewusst, nur dankbar zu sein, meine Umgebung wahrzunehmen und NICHTS DAVON ZU BEWERTEN. Es gelang mir nicht mal in dieser einen Stunde, in der ich mich voll und ganz darauf konzentrieren konnte, völlig. Mein Geist hat mich immer wieder überlistet, hier ein komischer Bart, dort eine interessante Frisur… Eine unglaubliche Herausforderung! Ich habe auch erkannt, dass dies ein so automatischer Reflex ist, dass die Wahrnehmung, dass man wieder in die Falle getappt ist immer etwas zeitverzögert kommt. Ich werde aber nicht aufgeben. Es lohnt sich nämlich hundertprozent, die eigene Energie für sich selber aufzubringen und nicht für anderer Leute Bärte oder Frisuren 🙂

1 Kommentar

  1. Grinsekatz sagt:

    Liebe Signalfeuer, auch ich bin in einem gnadenlosen Bewertungs- und Beurteilungssystem aufgewachsen und habe das als mir vertraut übernommen, später. Ein Seil mit zwei Enden, Bewertung und Urteil wird förmlich erwartet, das eigene Verhalten danach ausgerichtet – und natürlich die anderen kategorisieren. Auch ich spüre lange schon den negativen Sog dieses Musters und übe mich täglich darin, meine Mitmenschen so zu lassen, wie sie sind. Meditation und Andacht sind hilfreich dabei, ja.

    Herzlichen Gruß, Reiner

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